wieder wird das Forum um ein paar seltene Bilder der Gläser Konkurrenz reicher...
Diese Bilder gibt es gerade bei einem berühmten Internetauktionshaus...
Sie zeigen Karosserien der
Carosseriefabrik August Deissner & Sohn, Coethen-Anh.
Wer einen der Marken der gezeigten Modelle erkennt, bitte hier melden! Potentielle Ersteigerer der Bilder, dürfen sie dann natürlich gerne hier einstellen!
Die Firma Deissner arbeitete 1920 > 1929 mit bis zu 80 Leuten vorrangig für Audi/Zwickau, Dux/Leipzig und Presto/Chemnitz. Bild-I ist ein Audi B-10.28PS Doppel-Phaeton/1912 (1910>14 gebaut)- hier mit Nachkriegs-Neuaufbau. Bild-II ist ein Audi K-14.50PS/1923 (1922>25 gebaut). Bild-III ist für einen Presto D-9.40PS/1922 (1921>25 gebaut) vorgesehen Bilder- IV & V - diese Aufbauten sind für Audi E-22.55PS gedacht (1913>21 gebaut) - auch hier überwiegend Nachkriegs-Neuaufbauten.
Die Einstellung von 5 bisher - jedenfalls mir - unbekannten Bildern mit Deissner-Karosserien war eine echte Überraschung, denn leider sind ja heute nur relativ wenige Einzelheiten über dieses Unternehmen bekannt.
Angesichts dieser Fotos muß man wohl zunächst einmal den Zeitraum, in dem die Firma Deissner tätig war, anders ansetzen, als er z.B. in der großen "Beaulieu Encyclopaedia - Coachbuilding" genannt ist und zwar um wenigstens zehn Jahre nach vorne verlängert (dort steht ja auch: ca.1920-1929), vielleicht sogar bis zum Jahre 1905 oder 1906 zurückgehend.
Das wird schon deutlich, wenn man das erste der fünf Bilder betrachtet. Es zeigt eine sogen. "Roi des Belges"-Doppelphaeton-Karosserie, deren barocke Formen aber eigentlich schon um 1910 "unmodern" geworden waren und durch einfachere Linienführungen abgelöst wurden (Ausnahmen gab´s natürlich auch damals). Das Auto ist höchstwahrscheinlich ein NSU 10/20PS (4-Zyl. 2,6 Ltr. Motor) oder 15/24PS (4-Zyl. 4 Ltr. Motor), wie sie von 1907, bzw. von 1906 bis 1910 gebaut wurden.
Beim zweiten Bild ist die Zuordnung eindeutig gegeben durch die auch aus dieser Blickrichtung sehr gut zu erkennende, typische Form des Kühlers. Das ist ein Bergmann-Metallurgique aus der Zeit vor 1914; welcher Typ genau, läßt sich so leider nicht sagen. Alle diese Typen hatten 4-Zyl. Motoren von 1,6, 3,6 oder 7,3 Ltr. Hubraum und Fahrgestelle mit Radständen von 2,75m bis 3,6m Länge.
Metallurgique war ein belgisches Fabrikat, dessen Erzeugnisse in Deutschland von der Bergmann Elektrizitätswerke AG in Berlin vertrieben wurden mit gutem Erfolg. Im Jahre 1909 gründete man eine Tochtergesellschaft, die Firma Bergmann-Metallurgique, um fortan diese Autos als Lizenzfabrikat selbst herstellen zu können. Nach dem ersten Weltkrieg wurde jedoch die Lizenz entzogen, und Bergmann konzentrierte sich wieder - wie auch schon vor 1909 - auf die Herstellung von Elektrofahrzeugen (z.B. Paketwagen für die Post). Die Firma Metallurgique in Belgien bestand noch bis 1927.
Interessant ist, das zwar die allermeisten Metallurgique-Fahrzeuge mit Karosserien von Van den Plas aus Belgien ausgerüstet wurden, Bergmann-Metallurgique daneben aber offenbar auch deutsche Karossiers mit Aufträgen bedachte. Mir bekannt sind solche von Alexis Kellner, Berlin, Gebrüder Kruse, Hamburg und jetzt auch Deissner, Köthen.
Die Bilder 3 bis 5 vermag ich nicht bestimmten Auto-Marken zuzuordnen, denn solche Karossen paßten möglicherweise auf die Fahrgestelle der verschiedensten Fabrikate. Alle drei stammen meiner Meinung nach aber auch aus der Zeit vor 1920. Es gibt eine Annonce von Audi aus 1911/12, mit der die Audi-Typen B, C und D beworben werden. Eine der beiden Abbildungen aus dieser Zeitungsanzeige entspricht in etwa der Karosserie im Bild Nr.3.
Jetzt habe ich gesehen, daß vom Forums-Mitglied FrankWo schon am 4.Nov. andere Nachforschungs-Ergebnisse mitgeteilt wurden, als ich sie jetzt hier anbiete. Das kann ich leider nicht ändern, aber wohl auf eine angeregte Diskussieon hoffen.
Natürlich muss ich mit meinen Erkenntnissen nicht richtig liegen. Gerade die ersten Jahrzehnte lassen genügend Raum für Irrtümer. Wir haben diese Lage noch in den 30er Jahren für andere (Gläser-)Modelle im Forum. Eine 100%-ige Übereinstimmung kann es nur geben, hat man dasselbe Foto mit unzweifelhaft zutreffendem Geleittext. Sonst bleibt nur der Vergleich über konstruktionsbegründete Auffälligkeiten und/oder markentypische Erkennungsmerkmale. Wenn 3 Firmen als Haupt-Auftraggeber für Deissner benannt sind (und diese sich zudem im Nahbereich des Firmensitzes befinden), sucht man zunächst im dortigen Programm nach 'Verdächtigen' für zweifelhafte Zuordnungen. Was meist erfolgreich ist, kann aber auch gänzlich verkehrt sein. --- Ob Deissner tatsächlich weitere <10 Jahre vorher bereits tätig war und nicht, wie ich mit ~1920 > 1929 schrieb, erst in den 20-ern, vermag ich nicht zu beweisen. Arbeitsnachweise in Text- und Bild-Form habe ich ledeglich für das erste Zwischenkriegs-Jahrzehnt - wie es auch das BE-C dokumentiert. Warum anfangs so viele Vorkriegsaufbauten beworben/eingesetzt wurden, kann nicht verbindlich geklärt werden. Jedoch hat man trotz dieser Bild-Dokumente nicht an der Firmen-Existenz ab 1920> gezweifelt, weil diese wohl in den HRB-Ortsunterlagen so dokumentiert war/ist.
so ist richtig meine Herren! Es lebe die angeregte Diskussion!
Bei diesem speziellen Thema sind wir bei google unter dem Suchbegriff "deissner karosserie" auf Platz 1! D.h. der nächste Interessierte wird sicher auf das Forum stoßen und wir werden vielleicht wieder ein Stück schlauer!
Zu den Automodellen kann ich leider nicht allzu viel beitragen, die Vintage Zeit ist für mich noch Neuland, interessiert mich aber sehr! Das zweite Bild ist wirklich kein Audi K45/50 PS, ein Bild von diesem mit Deissner Karosserie habe ich eingestellt und der hat eine andere (modernere) Front. Die des oben gezeigten wäre meines Erachtens für 1923 auch etwas "démoder" !
Grundsätzlich sprechen wir über ein KB-Wagen, also um kein Serienmodell mit mehreren Vergleichsmöglichkeiten. Ob Wagen II nun bereits eine D.-Karosserie hat oder erst noch bekommen soll, bzw. eine solche zeitangepasst/runderneuert anzupassen geplant ist, kann das Lichtbild allein nicht aussagen. Die Arbeit der KBer begann, wie die Bauteile zeigen, ab der A-Säule ..., ... alles Weitere sind KB-Vorschläge, abwandelbar innerhalb der technisch-mechanischen Möglichkeiten nach Auftragswunsch ... mit Grüssen, FrankWo.
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